Perspektiven der Informatik in Deutschland

Prof. Dr. Eckhart Hanser, Leiter Studienzentrum IT-Management und Informatik an der DHBW Lörrach, war an den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Zukunft der Informatik in Lehre, Forschung und Praxis beteiligt. Fazit: die Informatik sollte sich europaweit vernetzen, die digitale Bildung der Gesellschaft sollte forciert und Informatikstudienangebote bedarfsgerecht ausgebaut werden.

Innerhalb von etwa 50 Jahren hat sich die Informatik zu einem Schwergewicht im deutschen Wissenschaftssystem entwickelt: Im Wintersemester 2018/2019 waren bereits 7,9 % aller Studierenden in Deutschland – gut 227 Tsd. – im Studienbereich Informatik eingeschrieben; sie verteilten sich auf 205 Hochschulen. Daneben gibt es verschiedene weitere einschlägige Einrichtungen, die Informatik-Forschung betreiben. Wie das rasante Wachstum ist auch die inhaltliche Entwicklung der Informatik ein dynamischer Prozess, dessen Abschluss noch nicht abzusehen ist. Gleichzeitig sind die Anforderungen an die junge Disziplin hoch: Innovationen der Informationstechnik prägen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung entscheidend. Informatiksysteme und -produkte verändern rasant, umfassend und unumkehrbar das Privat- und Arbeitsleben der Menschen, das Gesundheitssystem oder die Verwaltung. Sie steigern die Wertschöpfung insbesondere auch in Branchen, die traditionell als stark in Deutschland gelten, wie der Automobilindustrie und dem Maschinenbau. Für all diese Aufgaben werden Fachkräfte händeringend gesucht.

In dieser Situation richtete der Wissenschaftsrat mit Hilfe der Arbeitsgruppe „Perspektiven der Infromatik in Deutschland“ in den Jahren 2019/2020 den Blick erneut auf die Situation und die Perspektiven der Informatik. Daraus entstand eine umfassende Handreichung, die sich an Bundes- und Landesregierungen richtet. Datrin vertritt der Wissenschaftsrat die Auffassung, dass die bestmögliche Weiterentwicklung und Förderung der Informatik als wissenschaftlicher Disziplin von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Zukunft Deutschlands sind, und will mit seinen Empfehlungen dazubeitragen.

Experte der DHBW Lörrach in der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates vertreten

Bereits seit 2017 war Prof Dr. Eckhart Hanser, Leiter Studienzentrum IT-Management und Informatik an der DHBW Lörrach sowie langjähriger Sprecher der Fachgruppe Vorgehensmodelle der Deutschen Gesellschaft für Informatik (GI), mehrmals im Thememspektrum Informatik für den Wissenschaftsrat und für das Ministerium für Wissenschaft und Kunst (MWK) tätig. Zum Beispiel als es um die Konzeptprüfung vor Aufnahme des Studienbetriebs der Informatik einer privaten Hochschule ging oder um Gutachten für Forschungsanträge.

Anfang 2019 fragte der Wissenschaftsrat Prof. Dr. Hanser an, ob er in der hochkartätig besetzten Arbeitsgruppe „Perspektiven der Informatik“ teilnehmen wollte. Neben Kolleg*innen von Universitäten, Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, Max-Planck-Instituten und Bundesforschungsministerium vertrat Prof. Dr. Hanser in der Arbeitsgruppe die Duale Hochschule mit dem entsprechenden, praxisorientierten dualen Studienkonzept. Etwa im Vierteljahrestakt nahm er an Sitzungen u.a. in Köln, der Uni Postdam oder am Hasso-Plattner-Institut teil und wirkte in einer Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrats an der Erstellung des Papiers mit.

Zuerst einmal freue ich mich, dass die DHBW in diesem Gremium durch meine Person vertreten war. Für mich war wichtig, auch die Perspektive der DHBW einzubringen, die Informatik als Dienstleistung an der Gesellschaft versteht“, resümiert Prof. Dr. Hanser seine Rolle innerhalb der Arbeitsgruppe. „Neben dem Ratschlag zur Intensivierung der europäischen Vernetzung der Informatik fordert das Papier die Verbesserung der digitalen Bildung der Gesellschaft und damit den bedarfsgerechten Ausbau der Informatikstudienplätze. Außerdem wird die Bildung von regionalen Informatik-Clustern in breiter Streuung - und nicht nur im Themenbereich Künstliche Intelligenz – gefordert“, hebt Prof. Dr. Hanser die aus seiner Sicht wichtigsten Erkenntnisse der Arbeitsgruppe hervor. Alle Ergebnisse und das Papier in Gänze sind unter folgendem Link nachzulesen:

https://www.wissenschaftsrat.de/download/2020/8675-20.pdf

 

Das Studienzentrum Informatik und die weiteren Studiengänge der DHBW Lörrach sind durch den engen Austausch mit den dualen Partnerunternehmen und durch die wissenschaftliche Vernetzung am Puls der Zeit. Die Zukunftsorientierung des Informatikstudiums, geringere Studienabbrecherquoten als an anderen Hochschulen durch intensive Begleitung der Studierenden und die Implementierung neuer wissenschaftlicher Erkentnisse in Wirtschaft und Gesellschaft werden an der DHBW Lörrach seit jeher praktiziert. Bleibt abzuwarten, welche Impulse Bundes- und Landesregierungen nun aus dem Papier aufgreifen und flächendeckend (bildungs-)politisch umsetzen.