Erfolg auf dem Gesundheitsmarkt: Strategische Ziele eines privaten Klinikträgers

In der Veranstaltungsreihe „Gespräche zu Gesundheitsthemen - 2012“ hielt Frau Corinna Glenz (Regionalgeschäftsführerin HELIOS Region Süd) einen Vortrag zum Thema.

Häufig ist zu hören, dass allein die Wirtschaftlichkeit für private Klinikträger zählt. Ist das tatsächlich so oder ist die strategische Zielmatrix der privaten Gesundheitsanbieter doch vielschichtiger? Wenn ja, welche Ziele werden konkret verfolgt und warum? Und welche Rolle spielt die Qualität in der Medizin als Zielparameter? Auf diese und weitere Fragen ging Frau Glenz in Ihrem Vortrag ein. Im Anschluss an den Vortrag wurde mit den Teilnehmern rege diskutiert.

Frau Glenz berichtete, dass der Krankenhausmarkt in Deutschland seit mehr als 20 Jahren im Umbruch ist: so hat die Zahl der Krankenhäuser seit 1991 um 15 Prozent abgenommen, die stationären Fälle haben in der gleichen Zeit um 25 Prozent zugenommen. Ein weiterer Trend ist die Abnahme der durchschnittlichen Verweildauer der stationären Patienten.

Als größte Herausforderungen für Kliniken sieht Frau Glenz folgende Faktoren: geringe Planungssicherheit (Gesetzgebung), rückläufige Krankenhausfördermittel (Investitionen) und Kostendruck durch diagnosebezogene Fallgruppen (DRG).

Frau Glenz stellte die HELIOS Gruppe als größten privaten deutschen Klinikträger vor, eingebunden im Fresenius Konzern, dem größten Gesundheitskonzern Deutschlands. Ziel ist ein dynamisches Wachstum gekoppelt mit einer selektiven Wachstumsstrategie.

"Quality pays", laut Frau Glenz ein wesentliches Erfolgsrezept, bei dem Wirtschaftlichkeit und Qualität integrale Bestandteile des Konzeptes darstellen. Dies wird, so Frau Glenz, mit seit Jahren steigenden Umsätzen und überdurchschnittlicher medizinischer Ergebnisqualität erreicht.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist der Fokus auf die Medizin. Der Konzern wurde von einem Mediziner, dem Gefäßchirurgen Dr. Lutz Helmig, gegründet. Ein gemeinsamer Ansatz von Management und Medizin ist seitdem in der Konzernführung fest verankert. Die ärztlichen Gremien haben zentrale Managementfunktionen und das Leistungsspektrum jeder Klinik wird konsequent weiter entwickelt.

Eine starke Orientierung auf Ergebnisqualität ist ebenfalls für den Erfolg von HELIOS verantwortlich. Sowohl medizinische als auch betriebswirtschaftliche Vorgaben (46 medizinische Qualitätsziele und ein Sanierungsplan mit fünf EBITDA-Stufen) fördern die Verknüpfung beider Bereiche. Hier gab Frau Glenz ein Beispiel: Klinikgeschäftsführer sind auch für das Erreichen medizinischer Ziele verantwortlich

Der hohe Grad der Vernetzung stellt einen weiteren Erfolgsfaktor dar; es kann auf die geballte und langjährige Umsetzungserfahrung von Spezialisten zurückgegriffen werden. Als Beispiel nannte Frau Glenz das Arbeits- und Baurecht. Ebenfalls wirkt bei Klinikneubauten die Investitionsstärke des Konzerns positiv.

Gleichfalls legt HELIOS, laut Frau Glenz, großen Wert auf „Know-how“ und Wissenstransfer. Das Selbstverständnis als Wissenskonzern sieht Wissen als strategischen Faktor bei der Entwicklung und Erreichung der Ziele. So hob Frau Glenz die konzernweite Vernetzung des Wissens hervor und nannte als Beispiel die HELIOS Zentralbibliothek, in der tausende relevante Fachmedien für alle Mitarbeiter, größtenteils sogar digital, verfügbar seien.

Im Anschluss wurden viele Aspekte des Vortrags diskutiert. Es kamen auch kritische Fragen zur Größe des Konzerns und dem Einfluss der Industrie im Allgemeinen. Frau Glenz gab zu bedenken, dass der Konzern noch lange keine marktbeherrschende Position hat, da Zweidrittel des Krankenhausmarktes noch in der Hand kommunaler und freigemeinnütziger Träger sind und nur das restliche Drittel bisher den privaten Träger zu zuordnen ist. Kontakte zur Industrie seien bei HELIOS klar geregelt und Sponsoring-Aktivitäten der Industrie in den Häusern selbst verboten. Damit soll eine Einflussnahme auf medizinische Entscheidungen vermieden werden.

Frau Corinna Glenz ist Regionalgeschäftsführerin der aus acht Klinikstandorten in Bayern und Baden-Württemberg bestehenden HELIOS Region Süd und Mitglied der erweiterten Geschäftsführung der HELIOS Kliniken GmbH, des größten privaten Krankenhausbetreibers in Deutschland.