Harald Welzer: „Die vierte Gewalt – Wird Mehrheitsmeinung von Massenmedien gemacht?"
31. Oktober // 17:00 Uhr // DHBW Lörrach, Georg H. Endress Auditorium // Studium Generale in Kooperation mit der Volkshochschule Lörrach
Die vierte Gewalt – Wird Mehrheitsmeinung durch die Leitmedien gemacht? Harald Welzer steht mit dieser Auffassung durchaus in der Kritik. Nicht nur die jüngsten Ereignisse in Gesellschaft und Politik geben Anlass, darüber zu diskutieren.
Darum geht es:
Was Massenmedien berichten, weicht des Öfteren von den Ansichten und Eindrücken großer Teile der Bevölkerung ab – gerade, wenn es um brisante Geschehnisse geht. So könnte der Eindruck entstehen, die Massenmedien in Deutschland seien von der Regierung oder »dem Staat« zumindest getriggert. Aber die heutige Selbstangleichung der Medien hat mit einer gelenkten Manipulation nichts zu tun. Welzer sieht die Massenmedien in Deutschland nicht als Vollzugsorgane staatlicher Meinungsmache. Eher schon als Vollzugsorgane ihrer eigenen Meinungsmache mit einem immer stärkeren Hang zum Einseitigen, Simplifizierenden, Moralisierenden, Empörenden und Diffamierenden. Die Massenmedien würden eigene Echokammern einer Szene abbilden, die stets darauf blickt, was der jeweils andere gerade sagt oder schreibt, ängstlich darauf bedacht, bloß davon nicht abzuweichen. Diese Angst ist der bestmögliche Dünger für den Zerfall der Gesellschaft. Denn Maßlosigkeit und Einseitigkeit des Urteils zerstören den wohlmeinenden Streit, das demokratische Ringen um gute Lösungen.
In ihrem ersten gemeinsamen Buch analysieren die Bestseller-Autoren Richard David Precht und Harald Welzer die Mechanismen, die in diese Sackgasse führen: Wie kann eine liberale Demokratie mit pluraler Medienlandschaft sich selbst so gefährden? Wie ist es in Deutschland, dem Land einer lange vorbildlichen Qualitätspresse und eines im internationalen Vergleich ebenso vorbildlichen öffentlich-rechtlichen Rundfunks dazu gekommen? Und was bildet das veröffentlichte Meinungsbild ab, wenn es stimmt, dass es mit dem öffentlichen so wenig übereinstimmt?
Wir müssen verstehen, wie unsere Demokratie nicht durch Willkür und Macht »von oben«, sondern aus der Sphäre der Öffentlichkeit selbst unterspült wird – erst dann kann die »vierte Gewalt« ihrer Rolle wieder gerecht werden.
Zur Person:
Prof. Dr. Harald Welzer ist Soziologe und Sozialpsychologe, Mitbegründer und Direktor von „FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit“, Sprecher des Rates für Digitale Ökologie, ständiger Gastprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Sankt Gallen. Er leitet das Norbert-Elias-Center for Transformation Design an der Europa Universität Flensburg und hat zahlreiche Bücher zu gesellschaftspolitischen Fragen und zur Nachhaltigkeit geschrieben, unter anderem „Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird“, „Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand“; „Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen.“, „Nachruf auf mich selbst. Die Kultur des Aufhörens“, zuletzt (mit Richard David Precht) „Die vierte Gewalt“ sowie „Zeiten ende. Politik ohne Leitbild“ alle erschienen im S.-Fischer-Verlag. Daneben ist er Herausgeber von „tazFUTURZWEI“ - Magazin für Zukunft und Politik. Die Bücher von Harald Welzer sind in 22 Sprachen erschienen.
Die Teilnahme an der Studium Generale-Veranstaltung ist für alle Interessierten frei. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Achtung: Ausgebucht – keine Anmeldung mehr möglich – Zutritt nur mit Bestätigungsmail bzw. Ticket!
- Termin: Dienstag, 31. Oktober 2023
- Uhrzeit: 17:00-19:00 Uhr
- Ort: DHBW Lörrach, Hangstraße 46 – 50, Georg H. Endress Auditorium (Gebäudeplan)
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