Von modularen Prototypen bis zu neuen Kundensegmenten

Projektgruppen des “Innopreneur-Circles“ an der DHBW Lörrach stellten Innovationsergebnisse vor und zeigten den Fall gebenden Unternehmen beeindruckende Lösungsansätze auf.

Ende März starteten 16 Studierende aus neun unterschiedlichen Studiengängen und von Dualen Partnern unterschiedlichster Branchen in die zweite Runde des Innopreneur-Circles, einem Programm zusätzlich zum normalen Studium zur Förderung und Erprobung von Innovationsmanagementkompetenzen. Nach drei Wochenendworkshops und intensiven Marktanalysen und Gruppenarbeiten präsentierten die Gruppen Mitte Juli den Fall gebenden Unternehmen und den Projektleitern ihre beeindruckenden Ergebnisse. Vom im 3D-Drucker erstellten Prototyp-Modell, über das Aufzeigen neuer Geschäftsfelder und Kundensegmente bis hin zur orientierungsgebenden Marktanalyse war alles dabei.

Acito Logistics hatte dabei eine Aufgabe gestellt, bei der es um ein neues Geschäftsmodell im Bereich lokale Aufbereitung von gebrauchten Produkten geht. Die Innovationsaufgabe von ARaymond entstammt einem Think Tank zu zirkulären und regenerativen Geschäftsmodellen und hatte zum Ziel, innovative Lösungen im Bereich Katastrophenhilfe zu finden. SICK stellte eine Aufgabe im Bereich neuer Sensor-Anwendungsmöglichkeiten spektraler Bildverarbeitung.
Unterstützt und gecoacht wurden die Studierenden dabei von Prof. Dr. Matthias Paul, Studiengangsleiter BWL-Industrie und Leiter des Innopreneur-Circles, vom externen Dozenten Dr. Ralph Jürgen Peters und von Prof. Dr. Harald Nicolai, Studiengangsleiter Wirtschaftsingenieurwesen. Alle drei bringen langjährige Erfahrung im Innovationsmanagement mit.

Innovation ist der Schlüssel zum Erfolg und spielt eine entscheidende Rolle im Kontext des globalen Wettbewerbs“, rahmte Prorektor Prof. Dr. Johannes Kern die Bedeutung von den im Circle vermittelten Innovationskompetenzen in seiner Begrüßung ein und erwähnte, dass der Innopreneur-Circle für den Landeslehrpreis 2023 nominiert sei.

Alle Unternehmensvertreter, die vor Ort die Präsentation der Innovationsergebnisse für ihren Case verfolgten, zeigten sich beeindruckt von den Resultaten und auch vom Engagement und Durchhaltevermögen der Studierendengruppen, die diese Aufgaben neben dem Studium, Prüfungen, teils Bachelorarbeiten absolviert hatten.
Die Gruppe von Casegeber ARaymond präsentierte dabei ein im 3D-Drucker erstelltes Modell einer neuen Schutzbehausung im Leichtbau: modular / erweiterbar, leicht auf- und abzubauen und damit wiederverwendbar. Dr. Matthias Schopp von ARaymond dankte dem Team und war sichtlich beeindruckt, dass die Gruppe ins Ungewisse gesprungen war, die Aufgabe bravourös gelöst und sogar noch den Zusatzaspekt der Modularität mit eingebracht hätte. Er avisierte der Gruppe, dass diese ihre Ergebnisse auch dem ARaymond Think Tank mit hochrangigen Familien- und Unternehmensvertretern präsentieren dürften.

Als Achterbahnfahrt bezeichnete die Gruppe für Acito Logistics ihr Projekt, das sich mit einem Second-Life-Cycle-Prozess im Bereich Elektrogeräte und Möbel beschäftigte. Als eine der großen Hürden im Prozess nannten sie, dass sich nur wenige Gesprächspartner aus den Branchen zu Fragen zur Marktanalyse und bereits bestehenden Prozessen bereit erklärt hätten. Außerdem zeichnete sich im Laufe des Projektes ab, dass es zumindest in den betrachteten Branchen bereits Lösungen gebe oder kaum Bedarf bestünde. Dass diese Erkenntnis aber auch ein Ergebnis im Innovationsprozess sein kann, beteuerte Francesco Grieco von Acito Logistics: „Ich finde es eine sehr wertvolle Erfahrung für Sie, dass Sie nun selbst erlebt haben, was wir seit Jahren im Unternehmen erfahren, nämlich Höhen und Tiefen im Start-up-Prozess. Be a happy loser“, gab er den Studierenden mit auf den Weg und dankte ihnen für ihre Hartnäckigkeit. Außerdem waren sich Studierende und er einig, dass Innovationen im Dienstleistungssektor viel schwieriger und abstrakter seien als Produktinnovationen. Ob Ressourcenverknappung oder neue politische und gesellschaftliche Regularien das Blatt für eine Second-Life-Cycle-Innovation wenden werden, sei abzuwarten.

Die dritte Projektgruppe lieferte eine Reihe neuer Ergebnisse für den Einsatz von Sensoren der spektralen Bildverarbeitung bei SICK. Durch Firmen- und Produktionsbesuche, aber auch durch zahlreiche Gespräche auf Fachmessen konnten sie einen hohen Bedarf für diese Sensoren ermitteln: sei es im Abfüllprozess bei Molkereien oder bei der Qualitätskontrolle von Mehrwegverpackungen. „Die Gruppe hat das Ziel erfüllt und uns neue Anwendungsszenarien und eine Liste neuer potentieller Kunden geliefert, mit denen sie bereits erste Vorgespräche geführt hat und auf die wir aufsetzen können. Mein Respekt für die Studierenden. Sie haben Technologie, Sensorik, Kunden und Preispolitik auf den Punkt gebracht und das ohne technologische Vorkenntnisse“, zeigte sich Daniel Nazimek von SICK begeistert.

Das Feedback der Innopreneure selbst fiel ebenso positiv aus: die Arbeit und das Engagement habe sich gelohnt, sie seien um Innovationskompetenzen in der Theorie und in der direkten Anwendung reicher geworden und hätten die studiengangsübergreifende Zusammenarbeit mit den Kommiliton*innen geschätzt. Teresa Blum, eine der Teilnehmenden und Studentin von BWL-Industrie, ergänzt: „Für mich ist der Innopreneur-Circle eine wichtige Innovation in Hinsicht auf Methodenvermittlung und moderne Didaktik und Lernen.“
Und Lukas Folsche aus dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen meint: „Innovationen sind spannend und wichtig, auch vor dem Hintergrund globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel. Mir hat der Innopreneur-Circle persönlich weitergeholfen. Ich fand es gut, mit Studierenden anderer Studiengänge zusammenzuarbeiten. Am besten fand ich, dass wir echte Fälle von echten Unternehmen bearbeiten durften und nicht nur Trockenübungen gemacht haben. Ich würde den Innopreneur unbedingt weiterempfehlen.“

Damit bestätigten die frisch gebackenen Innopreneur*innen, was das Anliegen von Projektleiter Prof. Dr. Matthias Paul war: „Die Studierenden gut zu präparieren für ihre Karriere und dafür, ihr Partnerunternehmen im wichtigen Bereich des Innovationsmanagements voranzubringen.“