Kreislaufwirtschaft statt Abfallwirtschaft

Studierende aus China besuchen Recycling-Hof in Lörrach.

Das Anfang 2018 in der Volksrepublik China in Kraft getretene Importverbot für festen Abfall, insbesondere Plastik und Mischpapier, war Anlass, für einen Besuch chinesischer Studierender der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lörrach auf dem Recycling-Hof in Lörrach-Haagen. Die Exkursion war Teil der Veranstaltung „Reverse Logistics and Recycling“. Zusammen mit Prof. Dr. Armin F. Schwolgin und Dr. Björn Steiert wurden die jungen Chinesen, die für ein Jahr im Studiengang BWL-Spedition, Transport und Logistik der DHBW Lörrach eingeschrieben sind, von Frau Ute Neufeld, Abfallberaterin im Eigenbetrieb Abfallwirtschaft des Landkreises, empfangen. Frau Neufeld erläuterte sehr anschaulich und mit großem methodischem und didaktischem Geschick das Entsorgungskonzept des Landkreises und führte die Gruppe über den Recycling-Hof.

Im Mittelpunkt des Rundgangs standen die Abfallbeseitigung und vor allem die Abfallverwertung im Kreis Lörrach. Dabei machte Frau Neufeld den jungen Chinesen deutlich, dass man besser von Kreislaufwirtschaft als von Abfallwirtschaft sprechen solle. Bei vielen sogenannten Abfällen handele es sich nämlich um Wertstoffe, die zur Wiederverwertung oder zur Herstellung von Zwischen- oder Endprodukten geeignet sind und so primäre Rohstoffe wie Metalle, Holz oder Plastik ersetzen können. Die Studentinnen interessierten sich insbesondere für den Verbleib von Textilien und hatten dabei auch die Situation in ihren Heimatregionen im Auge. 

Großes Interesse der Studierenden aus China

Die chinesischen Studierenden waren von der Exkursion begeistert. Claire, so ihr westlicher Name, machte den Vorschlag, den Besuch im Recycling-Hof mit der neuen Gruppe bereits im Herbst zu machen: „Hätten wir dies alles früher gesehen, hätten wir uns mit der privaten Mülltrennung viel leichter getan.“ Und ihr Kommilitone Jimmy ergänzte: „Mit der Trennung des Mülls an der Quelle tun wir uns in China noch sehr schwer.“ Dies wurde von Professor Schwolgin, der seit mehr als 10 Jahren an der Beijing Wuzi University in Peking lehrt und forscht, bestätigt. Selbst die staatliche Zeitung China Daily titelte: „Warum ist es so schwierig Müll zu sortieren?“ Schwolgin betonte, dass mit dem steigenden Wohlstand und dem wachsenden Konsum das Recycling in China zu einem immer drängenderen Problem geworden sei, zumal bis heute ein Großteil der Abfälle auf mehr oder weniger geordneten Deponien entsorgt würde.

Export fester Abfälle nach China deutlich eingeschränkt

Seit dem 1. Januar 2018 gelten in China deutlich schärfere Importbestimmungen für feste Abfallstoffe. Neben dem Importverbot für Plastikabfälle wurde auch für Mischpapier ein Importstopp verhängt. Kartonage wird von China nur zum Import freigegeben, wenn der Verunreinigungsgrad unter 0,5 % liegt, bisher galt eine Grenze von 1,5 %. Unter Verunreinigung sind Lebensmittelreste, Schmutz aus den Lagern, Reste von Aluminium-Dosen oder Plastik zu verstehen. Neben Europa und den USA ist auch Japan von den strengeren Regeln betroffen. Allerdings soll Japan in der Lage sein, Altkartonpappe mit einem Verunreinigungsgrad von nur 0,3 % zu liefern. Andererseits gibt es in China, so Prof. Schwolgin, eine deutlich gesteigerte Nachfrage nach Verpackungsmaterial, die vom Boom des Online-Handels getrieben wird. Infolgedessen kam es im Vorfeld des Singles‘ Day, am 11. November 2017, dem weltweit größten E-Commerce Event, erhebliche Preissteigerungen für Verpackungsmaterial aus natürlichen Rohstoffen.