Logistik in Palästina

Prof. Dr. Armin F. Schwolgin zu Gast an der Al-Quds Universität

Das in Deutschland fest etablierte duale Studienmodell gewinnt auch im Ausland zunehmend an Anerkennung. Im Rahmen einer Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit werden auch in Palästina duale Studiengänge entwickelt. In den Bereichen in den Bereichen Elektrotechnik, Informationstechnik und International Business befinden sie sich zum Teil sogar schon in der Realisierungsphase. Unterstützung erhalten die Hochschulen vor Ort dabei von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), für die einige Experten aus dem deutschen Hochschulbereich aktiv sind. Dazu zählen auch Professoren verschiedener Standorte der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Nachdem zuvor bereits zwei Kollegen aus Lörrach ihre Expertise eingebracht haben, war nun Prof. Dr. Armin F. Schwolgin, der den Studiengang BWL-Spedition, Transport und Logistik leitet, in Palästina. Er hat dort gemeinsam mit Professoren der Al-Quds University das Curriculum „Logistics and International Supply Chain Management“ entwickelt und die einzelnen Veranstaltungen geplant.

Logistik-Probleme in Palästina 

Logistik und Supply Chain Management sind in Palästina generell ein schwieriges Thema. Über funktionierende Flughäfen und Häfen verfügen die Palästinenser nicht, da der Flughafen im Gaza-Streifen unbrauchbar ist und der Hafen von Gaza Stadt nur für kleinere Fischerbote offen ist. Die Westbank besitzt keinen Zugang zum Meer. Auch vom Schienengüterverkehr ist das Territorium abgeschnitten. Der einzige Schienenpersonenverkehr findet sich im von Israel beanspruchten Ostjerusalem, wo es eine moderne Straßenbahn gibt. Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Tel Aviv und Westjerusalem geht der Fertigstellung entgegen. Ob es zu den vom israelischen Verkehrsminister angekündigten Schienenverbindungen oder gar zum Bau eines Hafens vor der Küste von Gaza kommt, ist offen. Somit verleibt als wesentlicher Verkehrsträger die Straße.

Al-Quds Universität mit dualen Studiengängen

Die neuen dualen Studiengänge sind an der Al-Quds Universität in Ostjerusalem in Abu Dis angesiedelt. Es handelt sich um Elektrotechnik, Informationstechnik und International Business. In den palästinensischen Gebieten Gaza und der Westbank gibt es insgesamt zwölf Hochschulen, davon liegen auch in der Westbank. Die Al-Quds Universität, die auch ihren Hauptsitz im ostjerusalemer Stadteil Abu Dis hat,  wurde 1984 durch den Zusammenschluss verschiedener Bildungseinrichtungen des tertiären Sektors gegründet. Sie ist die einzige arabische Hochschule in Jerusalem. An der Hochschule, die über weitere Standorte in Jerusalem, Sheikh Jarrah, Beit Hanina und Ramallah (al-Bireh) verfügt, sind insgesamt 13.000 Bachelor- und Master-Studierende eingeschrieben.

Duales Logistikstudium auch für internationale Arbeitsmärkte

Armin Schwolgin hatte gegen Ende des Projektes die Gelegenheit, die erarbeitete Modulbeschreibung und die konkreten Inhalte vor der Fakultät für Business and Economics vorzustellen. Der Dekan, Dr. Naser Tahboub, stellte bei der Gelegenheit heraus, dass es sein Anliegen sei, die Studierende nicht nur für den palästinensischen Arbeitsmarkt fitzumachen, sondern auch auf die Anforderungen in den Golfstaaten sowie in Europa und den USA vorzubereiten. Er dankte der Regierung der Bundesrepublik Deutschland ausdrücklich für ihre Initiative, mit der Entwicklung dualer Studiengänge an der Al-Quds University zur Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit in Palästina beizutragen. An die Adresse der palästinischen Kollegen gerichtet unterstrich Armin Schwolgin, dass er sich bei der Entwicklung der Inhalte des Moduls besonders von der Berufsbefähigung habe leiten lassen.