Vorbereitungen für die nächste industrielle Revolution

DHBW Lörrach und Fraunhofer-Gesellschaft kooperieren beim Thema "Sensoren für Industrie 4.0"

Paketverfolgung im Internet, Haustechnik die mit dem Smartphone bedient wird oder selbststeuernde Autos: vernetzte Geräte sind inzwischen überall zu finden. Das „Internet der Dinge“ ist bereits Realität, auch wenn einer aktuellen Allensbach-Umfrage zufolge erst knapp ein Fünftel der Bevölkerung etwas mit dem Begriff anzufangen weiß. Doch nicht nur im privaten Alltag, vor allem auch für Unternehmen ist die Vernetzung von Produkt, Maschine und Werkzeug unter dem Schlagwort Industrie 4.0 eines der Zukunftsthemen. Im Zentrum der vierten industriellen Revolution stehen vernetzte Fabriken, in denen Maschinen und Werkstücke ständig miteinander Informationen austauschen. Dafür werden Mini-Computer und Senso-ren benötigt, die in Netzwerken zusammengeschaltet werden. Bislang sind vor allem große Industriekonzerne in diesem Bereich aktiv geworden. Doch auch für mittelständische Unternehmen bietet Industrie 4.0 ein enormes Potenzial.

Genau hier setzt die neue Kooperation der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Lörrach mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik (IAF) in Freiburg an. Ziel der kürzlich besiegelten Zusammenarbeit der DHBW mit dem IAF ist die gemeinsame Forschung und Entwicklung von Sensorsystemen für Produktionsstrecken als entscheidende Voraussetzung für Industrie 4.0. Die Kooperationspartner wollen hierbei insbesondere kleine und mittlere Unternehmen auf dem Weg zur Industrie 4.0 unterstützen. Die Fraunhofer-Gesellschaft fördert das Projekt in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 1,2 Millionen Euro. Deutschlandweit handelt es sich hierbei um die erste Forschungskooperation einer Dualen Hochschule und eines Fraunhofer-Instituts.

Für den Rektor der DHBW Lörrach, Prof. Dr. Theodor Sproll, leben erfolgreiche Kooperationen von Win-Win-Situationen für alle Beteiligten. „Wir haben als Duale Hochschule seit der Novellierung des Landeshochschulgesetzes einen Auftrag zur kooperativen Forschung. Hier werden wir von den ausgeprägten Forschungskompetenzen des IAF ganz sicher profitieren. Und umgekehrt bieten wir Fraunhofer mit unseren mehr als 750 Partnerunternehmen ein etabliertes Netzwerk für Unternehmenskontakte“, so Prof. Sproll.

Auch der Leiter des IAF Prof. Dr. Oliver Ambacher sieht in der Zusammenarbeit viele Vorteile: „Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik erhofft sich eine enge wissenschaftliche Kooperation mit der Dualen Hochschule Lörrach und mit ihren zahlreichen, mittelständischen Industriepartnern. Über die wissenschaftliche Kooperation hinaus wird unser Institut auch das Lehrangebot der DHBW Lörrach im Bereich Elektrotechnik durch Vorlesungen stärken.“ Außerdem werden die dualen Studierenden die Möglichkeit haben, am Freiburger IAF Projekte und Studienarbeiten durchzuführen.  „Das Angebot für technikbegeisterte Studierende wird dadurch in Lörrach noch attraktiver“, so Prof. Ambacher.

Die gestiegenen Anforderungen an die Produktion haben zu einer Verschmelzung von Maschinenbau und Elektrotechnik mit der Informationstechnologie geführt. Für die intelligente Produktion der Zukunft sind hochsensible Sensorsysteme eine zentrale Voraussetzung. Unter der Leitung von Professorin Dr. Frauke Steinhagen, die an der DHBW Lörrach den Studiengang Elektrotechnik leitet, sollen in enger Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen kostengünstige Sensorsysteme entwickelt werden. Ein Forschungsschwerpunkt bildet die Radar-Sensorik, die auch unter extremen Produktionsbedingungen, wie Hitze, Rauch oder Nebel, zuverlässige Abstandsmessungen liefert. Ferner sollen Oberflächen zukünftig im laufenden Produktionsprozess auf Verunreinigungen mit Hilfe von Laser-Sensorik kontrolliert werden. „Da ich die Einrichtungen sehr gut kenne, freue ich mich besonders die Kompetenzen beider Seiten nutzen zu können. So können wir die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Bereich Sensorik in der Region deutlich stärken“, sagt Professorin Steinhagen.

Auch Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz begrüßt die Zusammenarbeit: „Seit 2000 gab es seitens der Stadt Lörrach Gespräche mit der Fraunhofer-Gesellschaft zur Ansiedelung eines wissenschaftliches Institutes in Lörrach. 2010 nahmen die Gespräche mit Beteiligung der Dualen Hochschule dann konkretere Formen an. Mit der von Bund und Land geförderten Forschungskooperation zwischen der DHBW Lörrach und dem Fraunhofer IAF zum Thema Industrie 4.0 ist nun ein wichtiger Durchbruch in einem spannenden Zukunftsfeld gelungen. Ein wichtiger strategischer Schritt für die weitere Entwicklung.“